Oberstes Ziel der Therapie bei Typ-2-Diabetes ist, die Verzuckerung von Zellen im Körper und damit Folge-Erkrankungen zu vermeiden. Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind wichtige Allgemeinmaßnahmen. Liegt Insulinmangel vor, muss Insulin von außen zugeführt werden.
Bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 gilt: Je besser es gelingt, die Blutzuckerwerte zu normalisieren, umso geringer ist die Gefahr von Komplikationen.
Zunächst wird in der Regel versucht, mit Allgemeinmaßnahmen wie der richtigen Ernährung und ausreichender Bewegung eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels zu erreichen. Bei Frühformen des Diabetes kann man teilweise sogar erreichen, dass die Erkrankung wieder ganz verschwindet.
Helfen Allgemeinmaßnahmen allein nicht oder bestehen bereits Folgeschäden, so ist eine Therapie mit Medikamenten erforderlich, die den Blutzucker senken können. Bei der Wirkstoffauswahl sind weitere Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu beachten.
Liegt dem Diabetes mellitus Typ 2 in fortgeschrittenen Krankheitsstadien neben der Insulinresistenz auch ein Insulinmangel zugrunde, so kann Insulin dem Körper zum Beispiel über Spritzen von außen zugeführt werden.
Um die Entstehung von Folgekrankheiten und Komplikationen frühzeitig erkennen zu können, ist es wichtig, regelmäßig bestimmte Parameter zu kontrollieren (selbst oder durch den Arzt) und gegebenenfalls die entsprechende Behandlung einleiten zu können. Dazu gehören die Blutzuckermessung, die Bestimmung des Langzeit-Blutzuckerwerts (HbA1c) sowie die Kontrolle von Anzeichen möglicher Folge-Erkrankungen.
Die gewählte Behandlungsform ist nicht immer die neuste oder die kostenintensivste. Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für den Betroffenen darstellt. Innovation und hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten. Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren Hausarzt wenden.
Bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 werden drei Versorgungsebenen unterschieden:
-
Erhaltung/Wiederherstellung der Lebensqualität
-
Kompetenzsteigerung (Empowerment) der Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung
-
Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schäden an Hirngefäßen sowie für sonstige durch makroangiopathische Gefäßschäden bedingte Erkrankungen
-
Vermeidung mikrovaskulärer Folgekomplikationen (Erblindung, Dialyse, Neuropathie)
-
Vermeidung des diabetischen Fußsyndroms
-
Prävention und Therapie von Symptomen der Erkrankung, wie vermehrtes Wasserlassen (Polyurie), vermehrtes Durstgefühl (Polydipsie), Abgeschlagenheit
-
Minimierung der Nebenwirkungen der Therapie und der Belastungen des Patienten durch die Therapie
Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2
Es wird eine kalorienreduzierte, ausgewogene mediterrane Kost empfohlen. Kohlenhydratreiche Lebensmittel können oft hohe Blutzuckerspiegel nach dem Essen bewirken. Weißmehlerzeugnisse sind daher durch Produkte zu ersetzen, die einen hohen Anteil ganzer Getreidekörner enthalten (Vollkornbrot, Frischkornmüsli). Frisches Obst ist dem Verzehr von Konserven oder Säften vorzuziehen. Weintrauben, Bananen und Kirschen lieber vermeiden.
Nur bei mit Kombinationsinsulin behandelten Diabetikern empfiehlt sich eine Verteilung der Kohlenhydrate nach definierten Kohlehydrat-Portionen (BE, KE, KHE). Wenn mit Sulfonylharnstoffen therapiert wird, ist die regelmäßige Aufnahme von Kohlenhydraten notwendig. Schlanke Typ-2-Diabetiker sollten die Kohlenhydrataufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilen.
Darüber hinaus ist auf eine fettarme Ernährung mit Bevorzugung der einfach ungesättigten Fettsäuren zu achten. Der Verzehr von Eiweiß und Fett führt im Rahmen einer normalen Ernährung nicht zu einem Anstieg der Blutglukosekonzentration. Gehärtete Fette, insbesondere Transfette, sind zu meiden. In vielen Fertigprodukten sind gehärtete Fette enthalten (Margarine, Kekse, Pommes). Empfehlenswert sind Olivenöl und Rapsöl wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren.
Die Alkoholzufuhr sollte limitiert werden, da Alkohol zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels beitragen kann. Männer sollten maximal 30 g und Frauen maximal 15 g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Typ-2-Diabetiker sollten versuchen, ein normales Gewicht zu halten. Dabei ist zu beachten, dass Diätnahrungsmittel mit Zuckeraustauschstoffen nicht zu häufig konsumiert werden sollten.
Bewegung bei Diabetes mellitus Typ 2
Körperliche Aktivität erhöht die Sensitivität für Insulin an den Zellen, die Glukose aufnehmen, und führt zu einer Senkung des Blutzuckerlangzeitwerts. Daher ist körperliche Bewegung für Typ-2- Diabetiker wichtig, um Folge-Erkrankungen besser zu vermeiden.
Empfohlen werden Ausdauersportarten wie Schwimmen oder schnelles Gehen (am besten 30 Minuten an drei bis fünf Tagen in der Woche). Im höheren Alter genügen regelmäßige Spaziergänge von etwa einer Stunde pro Tag, um die Stoffwechsel- und Kreislauflage signifikant zu verbessern.
Medikamentöse Maßnahmen mit sogenannten oralen Antidiabetika sind bei Typ-2-Diabetikern erforderlich, wenn nach 12 Wochen das vereinbarte Therapieziel nicht erreicht wurde, bereits Folge-Erkrankungen bestehen oder Blutzucker-Entgleisungen häufig vorkommen.
Orale Antidiabetika sind alle Medikamente zur Behandlung von Diabetes, die man in Tabletten- oder Kapselform einnehmen kann. Man unterscheidet sogenannte nicht-insulinotrope Antidiabetika von insulinotropen Antidiabetika.
Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden.
Nicht-insulinotrope Antidiabetika wirken auf verschiedene Weisen der Zuckerneubildung oder – aufnahme entgegen oder machen Zellen empfindlicher für Insulin.
Dazu gehören:
Insulinotrope Antidiabetika sind nur sinnvoll bei Diabetikern, deren Insulinproduktion eingeschränkt ist. Denn diese Medikamente wirken über eine Verstärkung der Insulinausschüttung. %ul
Dazu gehören:
Bei Übergewicht erfolgt in der Regel zunächst eine Behandlung mit Metformin (einem oralen Antidiabetikum). Bei Nichterreichen des Therapiezieles wird Metformin mit Insulin oder einem anderen oralen Antidiabetikum kombiniert.
Bei Normalgewicht erfolgt in der Regel ein Einsatz von Glibenclamid. Bei Nichterreichen des Therapieziels sollte auf Insulin umgestellt werden.
Es gibt noch andere orale Therapieformen, die der Arzt verordnen kann. Zum Beispiel wenn bei den Medikamenten der ersten Wahl Gegenanzeigen vorhanden sind, so dass diese nicht eingenommen werden dürfen.
Bei mehrjährigem Krankheitsverlauf ist in aller Regel eine Kombinations- oder Insulintherapie angezeigt.
Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2
Bei Nichterreichen des individuellen Therapieziels durch Basistherapie mit Ernährung und Sport und/oder oralen Antidiabetika kann eine Insulintherapie erforderlich werden. Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden.
Voraussetzungen für eine Ersteinstellung auf Insulin:
-
Die Ersteinstellung sollte von einem Arzt vorgenommen werden, der mit seinem Team auch obligatorische Schulungen des Patienten und der Angehörigen anbieten kann. Bei Fehlen dieser Voraussetzungen sollte immer in eine diabetologische Schwerpunktpraxis oder ein ambulantes Diabeteszentrum zur Einstellung und Schulung überwiesen werden.
-
Regelmäßige Blutglukose-Selbstkontrollen sind bei Insulintherapie stets erforderlich.
-
Ein Selbstmanagement von Unterzuckerungszuständen muss gewährleistet sein, ebenso ausreichend häufige Messungen und ärztliche Konsultationen.
Nach Möglichkeit sollte die Einstellung ambulant erfolgen.
Es gibt verschiedene Insulintherapieschemata, die zur Anwendung kommen können:
-
BOT (basal unterstützte orale Therapie): Orale Antidiabetika werden bei diesem Schema weiter eingenommen. Zusätzlich wird vor dem Schlafengehen Basalinsulin gespritzt.
-
Prandiale Insulintherapie: Hier werden kurzwirkende Insuline vor den Hauptmahlzeiten (ohne Basalinsulin) gespritzt, gegebenenfalls kombiniert mit der Einnahme von Metformintabletten
-
Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT): Hier wird sowohl Basalinsulin als auch schnell wirkendes Mahlzeiteninsulin verabreicht, was eine Anpassung an unregelmäßige Nahrungsaufnahme und Bewegung erlaubt.
Ist keines der ersten drei Therapieschemata anwendbar, kommt die konventionelle Insulintherapie zum Einsatz. Hier sind in der Regel zwei Injektionen am Tag (früh und abends) notwendig.
Mitbehandlung eines Bluthochdrucks
Wenn gleichzeitig ein Bluthochdruck vorliegt, hat dessen Mitbehandlung einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Diabeteserkrankung. Denn eine Senkung des Blutdrucks beugt sogenannten makroangiopathischen Gefäßschäden vor, die für Folge-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verantwortlich sein können.
Der Blutdruck kann einerseits durch allgemeine Maßnahmen wie Ernährung und körperliche Aktivität sowie andererseits durch geeignete Medikamente gesenkt werden. Bei Diabetikern werden bevorzugt blutdrucksenkende Mittel vom Typ der ACE-Hemmer eingesetzt.
Folgen einer Nicht-Behandlung
Bei Nicht-Behandlung des Diabetes können Folge-Erkrankungen schneller und in schwererer Form auftreten. Unbehandelt verkürzt sich die Lebenserwartung stärker.